Anfang September besuchte Sindhu das Internat in Tirukovilur. Sie ist Projektleiterin des Educational-Sponsorship-Programms und wollte nach vier jungen Frauen sehen, die früher im 2019 geschlossenen Sarasvathi-Kinderdorf lebten und noch immer von Regenboog begleitet und unterstützt werden.
Während ihres Besuchs wurde Sindhu von der Schulleiterin beiseite genommen. Sie erzählte Sindhu von der schwierigen Situation einer weiteren Schülerin, Geethanjali, die dringend Unterstützung benötigte. Das 13-jährige Mädchen aus Allinagar, einem kleinen Dorf rund 40 Kilometer vom Internat entfernt, besucht derzeit die neunte Klasse. Ihre Geschichte erzählt von grossen Herausforderungen, aber auch von Hoffnung und Widerstandskraft.

Geethanjalis Vater arbeitete als Wachmann und verstarb 2023 im Alter von 70 Jahren. Ihre Mutter war seine zweite Ehefrau und wesentlich jünger. Seit Geethanjalis Kindheit litt die Mutter an schweren psychischen Problemen. Das Familienleben war oft instabil und geprägt von Entbehrungen. Nach dem Tod des Vaters verblieben Geethanjali und ihre Mutter alleine in einem baufälligen Haus, während eine entfernte Verwandte sie gerade mal mit dem Nötigsten versorgte. Diese Nothilfe sicherte zwar vorerst das Überleben, dennoch fehlte es Geethanjali an Stabilität und Fürsorge, die jedes Kind verdient.
Geethanjali hätte zwar einen älteren Bruder, Rudhreshwaran, der in einer solchen Situation normalerweise Verantwortung übernehmen könnte. Doch der 24-Jährige ist ebenfalls psychisch krank und verdient als Tagelöhner auf einer Kuhfarm nur wenig. Auch er bräuchte eigentlich Unterstützung, wird von der erweiterten Familie aber weitgehend vernachlässigt.
Da Geethanjali nun weder Eltern noch Geschwister hatte, die sich um sie hätten kümmern können, war sie alleine der Gunst ihrer Verwandten ausgesetzt. Das Risiko, verheiratet oder einfach sich selbst überlassen zu werden – ein Schicksal, das viele Mädchen aus armen Verhältnissen in ländlichen Gegenden Indiens trifft – war gross.
Im Juni 2024 wurde Geethanjali von einem Stiefbruder ins Internat gebracht und dort zurückgelassen. Seither hatte die Schulleiterin erfolglos nach einer Lösung für das Mädchen gesucht.
Tief bewegt von Geethanjalis Geschichte untersuchte das Regenboog-Team die Umstände und stellte fest, wie schwerwiegend die Lage tatsächlich war. Trotz der Tatsache, dass Geethanjali Stiefgeschwister und weitere Verwandte hat, wollte niemand von ihnen die Verantwortung für sie übernehmen. Sie war somit sehr einsam und verletzlich.
Daher hat Regenboog die volle Unterstützung für Geethanjalis Bildung und ihr Wohlergehen übernommen. Weil es kein Daheim gab, in das Geethanjali während der Schulferien hätte gehen können, wurde sie herzlich in Sindhus Zuhause aufgenommen, wo sie ein Gefühl von Wärme und Zugehörigkeit erfuhr. Sie hatte sogar die Gelegenheit, an einer Bildungsreise mit anderen Kindern aus den Abendschulen teilzunehmen.
Geethanjalis Geschichte steht beispielhaft für die Herausforderungen, denen viele Mädchen in ländlichen Gegenden Indiens gegenüberstehen. Oft rauben ihnen Armut und soziale Zwänge die Chance auf eine sichere und hoffnungsvolle Zukunft.
Dank Ihrer Unterstützung können wir Geethanjali und andere wie sie weiterhin mit Bildung, Fürsorge und den nötigen Chancen versorgen, um ihnen eine selbstbestimmte Zukunft zu ermöglichen.